Sehr geehrter Herr Müller,
ich fahre eines Ihrer kränkelnden Autos, die in den letzten Monaten leider ziemlich oft in den Schlagzeilen zu finden waren. Ich bin ein Orangenbauer und versuche mich in Ihre Lage zu versetzen: Was würde passieren, wenn man mich dabei erwischt hätte, wie ich die Macken meiner Früchte mit orangener Farbe überpinsle? Wenn jemand herausfinden würde, dass da gar kein Bio drin ist, obwohl ich Bio draufschreibe? Wenn ich über die Jahre hinweg die Lebensmittelbehörden an der Nase herumgeführt hätte? Oder noch schlimmer: Wie würden meine Kunden reagieren wenn sie herausfänden, dass ich sie über Jahre hinweg vergiftet habe? Mein Ruf wäre ruiniert, meine Mitarbeiter unmotiviert und ich stände vor dem geschäftlichen Ruin.
Sie sind der Präsident des VW-Konzerns: ich habe gelesen, dass Sie mehr als 500.000 Personen in 100 Fabriken in 27 Ländern beschäftigen. Bis vor kurzem dachte jeder, der eines eurer Autos fährt: “Auf dieses Auto kann ich mich verlassen. Das geht sicher nicht kaputt. Das hält ein Leben lang.” All diese Menschen, Ihre Kunden und Ihre Mitarbeiter samt ihren Familien möchten und werden euch verzeihen – weil wir Menschen einfach so sind. Die Aktionäre sind aber wohl leider nicht so gnädig. So wie ich das sehe, verzeihen sie eher selten bis nie. Aber machen Sie sich um sie nicht zu viele Gedanken, die fahren eure Autos eh nicht.
Meiner Meinung nach, haben Sie die Möglichkeit, alles wieder gut zu machen. Doch wie schafft man es, dass einem all diese Menschen verzeihen? Es gibt zwei Möglichkeiten: die erste und schwierigere Möglichkeit ist es, um Entschuldigung zu bitten. Und zwar aus ganzem Herzen und unter dem vollen Bewusstsein der Konsequenzen. Die zweite Möglichkeit ist den anderen zu überraschen. Und zwar damit, dass man die Dinge besser macht als zuvor, indem man aus seinen Fehlern lernt und gewisse Dinge verändert. Wir bitten Sie darum, den Schaden der durch den Abgas-Skandal verursacht wurde wieder gut zu machen. Und vielleicht sogar noch um ein bisschen mehr als das. Ich denke, dass Crowdfarming®* Ihnen dabei auf jeden Fall eine große Hilfe sein könnte.
Wie wäre es, wenn Sie alle betroffenen Kunden in den nächsten Monaten zu VW einladen würden. Das wäre eine einmalige Chance, sie um Verzeihung zu bitten. Wie finden Sie denn zum Beispiel den folgenden Satz:
“Wir möchten Sie vielmals um Entschuldigung bitten. Hier ist ihr repariertes Auto und ein Orangenbaum als Geschenk.”
Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen und warten auf den Beginn Ihres revolutionären Wandels, bei dem wir Sie hoffentlich unterstützen können.
Gonzalo Úrculo
Landwirt 2.0 und Mitgründer von naranjasdelcarmen.com
* als Crowdfarming® versteht man eine landwirtschaftliche Revolution, die das Ziel hat den CO2 Verbrauch und die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Mehr Informationen hierzu finden Sie auf den folgenden Seiten.